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Wir von Guinness World Records freuen uns das älteste in Gefangenschaft lebende Faultier bekannt geben zu können. Im beachtlichen Alter von 50 Jahren wurde das Zweifingerfaultier Paula aus Deutschland zum ältesten Exemplar seiner Art gekürt.

Abgesehen von einigen wenigen Alterserscheinungen an Fell und Klauen ist Paula noch sehr fidel für ihr fortgeschrittenes Alter.

Paula wurde in der Wildnis Südamerikas gefangen genommen (was heute von Zoos nicht mehr unterstützt wird) und lebt seit 1971 im Zoo Hallein Sachsen-Anhalt. Als sie hierherkam, war sie bereits vollkommen ausgewachsen und ihr Alter wurde auf mindestens zwei Jahre geschätzt.

Das heißt, sie feierte 2019 ihren 50. Geburtstag (der Zoo Halle legte ihren Geburtstag auf den 14. Juni fest). Das entspricht etwa 90 Menschenjahren.

Dieses Senioren-Faultier ist inzwischen schon mehr als doppelt so alt wie ein in freier Wildbahn lebendes Zweifingerfaultier (20 Jahre) und hat selbst die durchschnittliche Lebenserwartung von in Gefangenschaft lebenden Tieren deutlich überschritten (30 bis 40 Jahre).

„Es ist kein weiteres Faultier in der Wildnis oder in Gefangenschaft bekannt, das älter ist“, so Jutta Heuer, die das offizielle Zuchtbuch für Zweifingerfaultiere in Europa führt.

Paula beim Essen ihrer Leibspeise (Mais) und Jutta Heuer, ehemalige Kuratorin des Zoos Halle.

Die ehemalige Kuratorin des Zoos Halle, Jutta Heuer (inzwischen im Ruhestand), hat außerdem über die Jahre eine enge Bindung zu Paula aufgebaut.

„Paula geht es gut, aber man kann sehen, dass sie alt ist“, so Heuer weiter. „Ihr Fell ist hell und nicht mehr so dicht. Und ihre Klauen wachsen in unterschiedliche Richtungen, genau wie bei älteren Menschen. Natürlich bewegt sie sich langsam und ist sehr entspannt.“

„Paulas Lieblingsspeisen sind gekochter oder Milchmais, gekochte Eier und süßes Obst. Um diese zu bekommen, folgt sie jedem (so schnell sie kann)!" Jutta Heuer, Buchführerin des Europäischen Zuchtbuchs für Zweifingerfaultiere.

Interessanterweise hieß Paula nicht immer so. Etwa die ersten 20 Jahre im Zoo Halle lautete ihr Name schlicht Faultier. Später wurde sie in Paul umbenannt, da man annahm, bei der Dame handelte es sich um einen Herrn.

Erst bei einer Ultraschalluntersuchung im Jahr 1995 wurde das wahre Geschlecht des einst männlichen Tiers entdeckt. Kein Wunder, dass das Zuchtprogramm nicht erfolgreich war.

„Wir waren vollkommen überrascht!“, so Heuer. „Daraufhin habe ich das Zuchtbuch angefangen. Wir fanden heraus, dass viele Zoos sich beim Geschlecht der Tiere nicht sicher waren, da sie sich auf das Wort der Händler verlassen mussten.

Dass es sich bei Paula um ein Weibchen und nicht um ein Männchen handelte, wurde erst bei einer Ultraschalluntersuchung in den 1990er Jahren festgestellt.

„Bis heute ist es nicht leicht, das Geschlecht eines Faultiers festzustellen. Wir bestimmen es anhand von DNA-Proben aus dem Fell.“

Leider gab es selbst nach der eindeutigen Feststellung des Geschlechts und der darauffolgenden Partnerschaft mit einem männlichen Tier keinen Nachwuchs. Paula war zwar dreimal trächtig, doch keins der Jungen hat überlebt.

Auch wenn Paulas Alter außergewöhnlich ist, so kommt es doch nicht selten vor, dass Faultiere über 40 Jahre alt werden. Die nächstälteren bekannten Faultiere nach Paula befinden sich zufälligerweise in einem weiteren deutschen Zoo. Im Zoo Krefeld in Nordrhein-Westfalen wohnen der 46-jährige Jan und die 45-jährige Lulu. Bei den beiden handelt es sich ebenfalls um Zweifingerfaultiere.

Auf die Frage, weshalb Paula ihrer Meinung nach ein so hohes Alter erreicht hat, antwortet Heuer: „Ich glaube, für ihr langes Leben sind stabile Bedingungen (z. B. Temperatur, Feuchtigkeit, Nahrung usw.) und fehlender Stress verantwortlich. Außerdem wird Paula von engagierten Zoomitarbeitern gepflegt, von denen einige sie bereits schon über 30 Jahre kennen!

„Sie lebt zusammen mit einem Faultier-Zuchtpaar und einer Gruppe Nachtaffen. In der Gruppe gibt es keinerlei Stress.“

Paula hängt mit ihren Mitbewohnern ab: zwei Faultiere und ein paar Nachtaffen

Noch mehr Faultier-Rekorde

Langsamstes Säugetier

Jedermann weiß, dass Faultiere nicht die Schnellsten sind. Aber wussten Sie, dass sie in dieser Hinsicht sogar Rekordhalter in der Welt der Säugetiere sind? Dreifingerfaultiere bewegen sich am Boden mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von nur 1,8 bis 2,4 m pro Minute. Das entspricht 0,1 bis 0,16 km/h. Wenn sie allerdings in ihrem Element sind (in den Bäumen), können sie „rasante“ Geschwindigkeiten von 4,6 m pro Minute erreichen (0,27 km/h).

Größtes Faultier

Für das größte Faultier aller Zeiten müssen wir in der Zeit zurückreisen, nämlich ins Pleistozän, welches vor etwa 2,6 Millionen Jahren begann. Das in Florida beheimatete und am Boden lebende Riesenfaultier wog 5 Tonnen und war auf allen vieren stehend größer als ein ausgewachsener männlicher Afrikanischer Elefant.

Kleinstes Faultier

Mit einer Körperlänge von nur 50 cm ist das Zwergfaultier die kleinste Spezies der Faultier-Familie. Da von dieser stark bedrohten Art nur noch 100 Exemplare existieren, handelt es sich hierbei gleichzeitig um die

Tierschützerin Nisha Owen von ZSL Edge of Existence mit einem Zwergfaultier auf Isla Escudos de Veraguas, Panama

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Guinness World Records 2020