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Eva Norroy kennt sie alle, die Verrücktesten und die Mutigsten, die Ausdauerndsten und die Schnellsten, die Größten und die Kleinsten – denn die Britin hat den Job, der GUINNESS WORLD RECORDS schreibt: Sie ist GUINNESS WORLD RECORD Rekordrichterin.

Selbst bei den schrillsten Rekordversuchen muss Eva darauf achten, dass alles ganz korrekt und regelkonform abläuft. Zu ihrem Job gehören nicht nur unheimlich viel Konzentration, Akkuratesse und Know-How, sondern auch die Offenheit und Neugierde, auf unterschiedlichste Menschen zu treffen und ihre Geschichten zu erfahren.

Eva Norroy gewährte BILD.de einen Blick hinter die Kulissen ihrer besonderen Arbeit – auf www.guinnessworldrecords.de finden Sie das Interview in voller Länge:

Eva, was waren die denkwürdigsten, schönsten oder traurigsten Momente in Ihrer Karriere?

Da fällt die Wahl aber schwer! Wenn ich von vorn anfange, würde ich sagen, dass bereits die Reise nach London, wo ich an einem mehrmonatigen Guinness World Records Traineeprogramm teilnehmen musste, um gemeinsam mit Kollegen die Rekord-Regeln und -Prinzipien zu lernen, ein denkwürdiges Erlebnis war. Ich glaube, keiner von uns hätte gedacht, dass wir uns so weit aus unserer Komfortzone herausbewegen würden, was einerseits fordernd war, aber gleichzeitig auch viel Freude bereitete. Eine großartige Erfahrung!

Auch schön ist es, von Kindern und deren Eltern erkannt zu werden. Meistens erzählen sie mir dann, welche Rekorde sie mögen, und berichten über Momente, in denen sie gemeinsam in der Familie das Buch gelesen haben. Mit diesen Kindern und ihren Familien zu sprechen, macht mich stolz und meinen Job lebendig, weil ich sehe, wie viel Guinness World Records Kindern beibringen kann über die Konzepte von Vielfalt und Anderssein – sie lernen, dass sie etwas sind, was man akzeptieren und feiern kann.

Ich hab mich auch sehr darüber gefreut, im englischen Live-Fernsehen als Rekordrichterin aufzutreten, und war extrem aufgeregt, weil die halbe Nation zuschaute. Es ist so inspirierend, die Leidenschaft und Entschlossenheit der Teilnehmer bei den Rekordversuchen zu sehen. Einmal unterbrach ein Teilnehmer (der übrigens ein bekannter Koch ist) bei einem Fernseh-Rekord kurz, um mich zu umarmen, während ich den Live-Rekordversuch überwachte. Die Aufregung auf den Gesichtern der Teilnehmer zu sehen, gibt einem so viel und macht das Ganze zu mehr als einem Job!

Ich fand es auch toll, in die deutsche TV-Produktion „Wir holen den Rekord nach Deutschland“, die im Europa Park gedreht wurde, involviert zu sein. Deutschland verbinde ich mit so vielen schönen Erinnerungen in meiner Karriere, da ich dort sehr viel als Rekordrichterin unterwegs war. Ich bewundere die Fülle an Talenten, die mir in Deutschland begegnen: Von Sebastian Weyer, dem Rekordhalter für die „Schnellste Zeit für das Lösen eines 4x4x4 Zauberwürfels“ (24,333 sec), hin zu Frank und Dennis Fuhrmann, die den Titel für den „Längsten Tennis-Ballwechsel“ haben, der bei beeindruckenden 50.970 Schlägen liegt. Guinness World Records zelebriert diese Talente und erkennt sie an, indem diese Personen und Organisationen der Welt präsentiert werden.

Der wirklich inspirierende Aspekt meiner Arbeit sind die vielen lebensverändernden Kampagnen, die sowohl national als auch international die Aufmerksamkeit auf Dinge lenken, die entscheidend sind für die Menschen in Deutschland und überall auf der Welt. Am 17. September 2013 wurden zum Beispiel über 200 Schulen und 11.840 Teilnehmer eingeladen, anlässlich der „Woche der Reanimation“ bei einem Rekord „Größter Erste-Hilfe-Kurs“ mitzumachen. Der Guinness World Records Versuch, der von der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie in Münster organisiert wurde, hat geholfen, Kindern etwas beizubringen und mehr Aufmerksamkeit auf die Wichtigkeit von Erste-Hilfe-Kursen zu lenken. Es ist eine Ehre und absolut notwendig, mit möglichst vielen Organisationen zusammenzuarbeiten, die sich um das Wohl der Menschen kümmern, und ich finde es fantastisch, dass GWR einen Beitrag dazu leisten kann.

Ein weiteres Beispiel dafür ist die Unterstützung von Umwelt-Organisationen. Im Juli 2013 erhielt die Sea Life Deutschland GmbH den Titel für die „Längste Kette aus Plastiktüten“. Die Organisation sammelte Tausende von Tüten, um die Aufmerksamkeit auf das Thema Recycling zu lenken - diese Tüten werden aus Versehen von Schildkröten gefressen und töten die Tiere dann. Also wurden alle Plastiktüten beseitigt, um sie zu recyclen. Die Kette maß beeindruckende 4.217 Meter und es war absolut wundervoll mitzuerleben, wie Guinness World Records als Katalysator für Veränderungen genutzt wird!

Ein erinnerungswürdiger Moment, der erst vor kurzem stattfand, war die Feier zum 30. Geburtstag des Friedrichstadt-Palastes in Berlin. Viele Organisationen feiern sich und ihre besonderen Meilensteine mit einem Guinness World Records Rekord, und in diesem Fall wurde ein neuer Rekord für die längste Donut-Reihe aufgestellt. Allerdings nahm man dafür nicht einfach normale Donuts, sondern Berliner (oder „Pfannkuchen“) – am Ende waren es über 6.000 Stück (561,4 m)!

Was ist das Beste an Ihrem Job?

Das Beste an meinem Job als offizielle Guinness World Records Rekordrichterin ist es, unsere Rekordkandidaten kennenzulernen und zu erfahren, aus welchem persönlichen Antrieb sie diesen oder jenen Rekord aufstellen. Oft werden sie von ihren Freunden und der Familie angefeuert. Die Möglichkeit, die Unterstützer kennenzulernen und involviert zu sein in die Aufregung, die Liebe und das Engagement hinter den Kulissen des Rekordversuchs ist wirklich großartig.

Ein weiteres Highlight meines Jobs ist es, dass man mit großen Unternehmen zusammen an Kampagnen arbeiten kann – zum Beispiel hat Samsung anlässlich eines neuen Smartphone-Launches im letzten Jahr den Rekord für das größte Fotobuch aufgestellt. Unglaublich viele Menschen waren daran beteiligt, am Ende wurden 23.000 Bilder ausgewählt. Das riesige Buch wurde dann in Berlin im Museum für Kommunikation enthüllt. Dabei hatte man wirklich das Gefühl, Teil eines großen, weltumspannenden Ganzen zu sein. Das war unglaublich schön.

Was nervt Sie an Ihrem Job?

Eigentlich gibt es kaum nervige Aspekte an meinem Job. Als Guinness World Records Rekordrichter sind wir verpflichtet, streng, achtsam und präzise zu sein - man muss sich konzentrieren und seine Aufgabe sehr ernst nehmen. Ich stehe voll und ganz hinter dem Unternehmen und befolge die Rekordrichtlinien sehr genau. Wir überprüfen jeden Rekordversuch sehr sorgfältig und stellen sicher, dass er mit den Richtlinien übereinstimmt, um die hohen Standards zu gewährleisten. Wenn also ein Teilnehmer disqualifiziert werden muss, ist das zwar nicht nervig, aber es ist auf jeden Fall die Schattenseite dieses Jobs. Abgesehen davon ist es aber eine wundervolle Aufgabe und ich fühle mich geehrt, am Stolz und der Freude so vieler Menschen teilzuhaben und Zeuge großartiger Rekordversuche sein zu dürfen.

Wie wird man GUINNESS WORLD RECORD Rekord-Expertin?

Der Werdegang eines offiziellen Guinness World Records Rekordrichter ist ein sehr harter Prozess. Angehende Rekordrichter müssen nach London reisen, um an einem drei- bis sechsmonatigen Traineeprogramm teilzunehmen, in dem sie die Regeln und Prinzipien von Rekordabläufen lernen. Die umfassende Ausbildung beinhaltet Intensivunterricht und das Training konkreter Situationen; man hospitiert bei vier bis sechs Rekordabläufen.

Das strenge Regelwerk bei Guinness World Records erfordert knallharte Prüfungen und Tests, bevor wir für den Job ausgewählt werden. Man trägt sehr große Verantwortung als Guinness World Records Rekordrichter.

Für wen ist der Job geeignet und für wen nicht?

Jeder Rekordrichter hat seine ganz eigene Persönlichkeit. Die Leute, die weniger für den Job geeignet sind als andere, gibt es also nicht. Auf jeden Fall müssen Rekordrichter im Hinterkopf behalten, dass es vor jedem Rekordversuch eine Vorbereitungsphase gibt, in der das Team mit den Rekordanwärtern redet und die Anforderungen und Richtlinien abspricht, sodass die Beurteilung problemlos ablaufen kann. Während des Rekordversuchs müssen wir komplett fokussiert sein und alles unter Kontrolle haben, um ein fehlerfreies und schnelles Ergebnis zu bekommen. Unsere Unternehmenswerte bei Guinness World Records beinhalten Integrität, Respekt und Inklusivität. Dieser Anspruch ist für jeden Rekordrichter unverzichtbar, zusammen mit der Fähigkeit, stichhaltige und präzise Entscheidungen zu treffen. Genauso muss man die Eigenschaft besitzen, wirkungsvoll und harmonisch mit anderen Leuten umzugehen.

Wenn man all diese Fähigkeiten mitbringt, steht einer Karriere als Rekordrichter also nichts im Weg!

Darf jeder einen GUINNESS WORLD RECORDS Rekord versuchen?

Wir bei Guinness World Records wollen, dass jeder, egal wo auf der Welt, seinen Traum von einem Weltrekord Realität werden lassen kann. Deshalb sind der Bewerbungsprozess und die fachkundige Einschätzung, ob es sich um einen tatsächlichen Rekord handelt, kostenlos - und werden es auch immer bleiben. Der Bewerbungsprozess dauert bis zu sechs Wochen für bereits existierende Rekorde und bis zu 12 Wochen für neue Rekordkategorien. Der ganze Prozess – von der ersten Anmeldung bis zur Übergabe der persönlichen Rekord-Urkunde – ist gratis.

Für Unternehmen, die einen Live-Rekordrichter vor Ort haben möchten, stehen erfahrene und professionelle Teams zur Verfügung. Bei Interesse wendet man sich am besten an adjudication@guinnessworldrecords.com